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1000 Liter Meerwasseraquarium Glasrosen frei durch die Aeolidiella stephanieae?

fressende Schnecke

Meine Erfahrungen mit der Plage Glasrosen. Zum Schluss half dann die bekannte Berghia verrucicornis oder Aeolidiella stephanieae - eine Glasrosenfressende Nacktschnecke. Carsten Zahn hat seine Erfahrungen zum Thema Glasrosen gesammelt und gibt Sie nun an Euch alle weiter.

 

1000 Liter Becken

 

 

 

 

 

 

Hallo liebe Korallenriff-Gemeinde,

Wer kennt es nicht? Es ist erst eine Glasrose, dann zwei und wenn man sie nicht mehr an beiden Händen zählen kann, fängt man an nach einer Lösung zu suchen. Oft ist das in dem Falle dann das Abspritzen und hofft die Glasrosen damit im Griff zu bekommen, vielleicht auch weil es eine grundsätzlich günstige Lösung ist. Sie mag ja sogar im Einzelfall auch klappen. Fast jeder der ein Aquarium einrichtet, wird irgendwann die Bekanntschaft mit Glasrosen machen. Fast immer kommen sie entweder mit den lebenden Steinen ins Aquarium oder werden mit Korallen eingebracht. Sie sind oft winzig klein, und haben eine ungeheure Kraft zu überlegen und sich zu vermehren. Die Behandlungsmöglichkeiten sind dabei fast so alt wie die Meerwasseraquaristik selbst. Es versteht sich von selbst, dass Aquarianer mit der Zeit und der leidigen Erfahrung einer Plage dann anfingen, gegen die sich schnell vermehrenden Aiptasien vorzugehen. 

Zum Abspritzen gibt es einige Möglichkeiten wie z.B. Kalziumhydroxid (Breimethode) und auch Zitronensaft, früher wurd gar ein Kupferdraht verwendet. Der bekannte Autor Julian Sprung nutzt dafür sogar eine stark nesselnde großpolypige Steinkoralle (Catalaphylia). Hier lähmt das Nesselgift der Koralle die Glasrose, sie geht danach ein. Praktikabel ist das aber nicht wirklich. Denn wer kommt schon an alle Glasrosen ran! Dazu kommen natürlich mittlerweile viele käufliche Mittel der Hersteller, die auf ähnlicher Basis funktionieren. Sie funktionieren zu guter letzte alle ähnlich. Man spritzt im Endeffekt etwas in die Glasrose, bzw. bei der Breimethode auf das Tier.

Aber egal was man tut, die Glasrosen lassen sich damit kaum für Dauer verbannen. An diversen Stellen tauchten wieder neue Aiptasien auf. Irgendwann kommt dann der Punkt wo es zu nervig zum Abspritzen wird und man macht sich Gedanken zu natürlichen Fressfeinden. 

Man besorgt sich einen Acreichthys tomentosus zu Deutsch -  Seegras-Feilenfisch. Der nimmt auch seine Arbeit auf und zupft hier und da an den Glasrosen. Der Seegras-Feilenfisch entdeckte aber auch meine Trachyphyllia und danach musste ich entscheiden: Feilenfisch  oder Trachy. Also Seegras-Feilenfisch wieder raus.

Dann kam der Chelmon rostratus und nach dem mir auch leider der zweite eingegangen ist entschloß ich mich für Glasrosenfressende Garnelen. Hier gibt es einige die Glasrosen fressen sollen. Bekannt sind vor allem drei Arten die man auch regelmässig bekommt, nämlich Lysmata wurdemanni, Lysmata seticaudata, Lysmata rathbunae und Lysmata boggessi.

Lysmata wurdemanni - Wurdemanns Garnele waren es in meinem Falle und 12 Stück sollten reichen um die wachsenden Population von Glasrosen beizukommen. Hierbei ging es mir wie bestimmt auch vielen anderen Aquarianern vor mir, denn die Garnelen fanden das Futtergranulat leckerer als die Glasrosen. Trotz der hohen Anzahl an Garnelen kein durchschlagender Erfolg.

Weiter drehte sich die Kostenspirale und ich hatte so die Nase voll. Dann hörte ich von der Glasrosenfressenden Schnecke Berghia und schöpfte wieder Hoffnung. Denn sie würde auch da hinkommen wo die anderen nicht hinkommen würden und sie frißt, so viele Quellen im Internet und Fachliteratur, wirklich nur Glasrosen. 

Ich kaufte auch gleich zwei Stück und setzte sie ein. Ich habe sie nie wieder gesehen und die Glasrosen erfreuten sich weiterhin ihres Daseins.

suchen, angriff, fressen

 

 

 

 

 

Ich brauchte also mehr war meine Überlegung. Am 7 September 2009 kaufte ich bei Michael Mrutzek, einem Fachhändler aus Bremen, ein Starterset mit 6 Schnecken zur Zucht.

Zur Zucht brauchte ich noch:

Zuchtbecken 10 Liter

 

1x 10 Liter Becken

1x 25 Watt Heizstab

1x Aquariumluftpumpe,Schlauch,Regulierhahn,

    Rückschlagventil und Ausströrmer (aber kein Stein)

6x Plastikbecher und 6 Klemmen, womit man die Becher am

    Aquariumrand befestigen kann.

2x große Plastikpipetten, die Spitzen sollte man

     so abschneiden das die Öffnung groß genug ist, dass die

     Schnecken ohne Probleme eingesaugt und wieder

     rausbekommt.

Glasrosen für das Zuchtbecken.

 

Auf die Zucht möchte ich nicht weiter eingehen, denn es gibt genug Anleitungen im Netz, wie man die Schnecken züchtet, so zum Beispiel auch hier im Korallenriff.de

Gruppenkuscheln

Gelege

Die Zucht hat sehr gut funktioniert, weshalb ich Ende Oktober 2009 bereits 40 Tiere in mein Riffaquarium einsetzen konnte. Mein Becken (200cm x 80cm x 70cm) und ca. 180 Kg Lebendgestein mit Glasrosenbelastung war zu dem Zeitpunkt schon kurz vor einer Plage. Nach dem Einsetzen verschwanden die Schnecken erst mal im Riff.

Die Berghia Schnecke (zumindest ist Sie den meisten wohl unter dem Namen Berghia bekannt)  ist nachtaktiv und meine nächtlichen "Taschenlampen-Aktionen" ergaben in der ersten Woche keine Ergebnisse, außer das hin und wieder eine Glasrose durchs Becken trieb. Diese saugte ich mit einer Pipette ab und gab Sie in mein Aufzuchtbecken.

In der zweiten Woche konnte man täglich sehen, wie die Glasrosen auf dem Riff weniger wurden. In den Nächten konnte ich den Schnecken nun sehr gut beim Fressen zusehen. Kleinere Glasrosen wurden von einzelnen Schnecken vertilgt und größere Glasrosen von kleinen Gruppen. Glasrosen die sich beim Angriff der Schnecken gelöst haben, habe ich  stets versucht abzusaugen, auch die ganz kleinen.

fressende Schnecke

fressende Schnecke

 

 

 

 

 

Ende Dezember (es waren nun 2 Monate seit dem Einsetzen der Schnecken vergangen) waren die Glasrosen zu 99% verschwunden. Jetzt sah ich die ersten Schnecken auch am Tage. Ich wusste das sie nichts mehr zu Fressen fanden und schneeweiß wurden. Ich nahm jede, die ich sah mit einer Pipette wieder aus dem Becken und gab sie in mein Aufzuchtbecken, wo ich mir einen Vorrat an Glasrosen halte.

In dieser Woche konnte ich 35 Schnecken wieder aus mein Becken in das Aufzuchtbecken umsiedeln. Selbst im Filterbecken habe ich sie gefunden. Eine Nachzucht im Riffbecken selbst kann ich hiermit auch bestätigen, denn auch Schnecken von 5mm Größe habe ich entnehmen können.

Aeolidiana

Zuchtbecken von oben

 

 

 

Bis Anfang Januar 2010 habe ich 4 Glasrosen entdecken können und diese sofort mit Korallenkleber zugepflastert, weil ich da für keine Schnecke einsetzen wollte. Ich glaube, dass eine Glasrose im 2 m Becken, für eine suchende Schnecke, wie die Nadel im Heuhaufen ist.

Seit dem habe ich keine Glasrosen mehr entdecken können. Also ist mein 1000-Liter-Becken jetzt Glasrosenfrei? Leider muß ich nein sagen, denn ich fand Ende Februar 2010 erneut eine kleine Kolonie von Glasrosen.

Fazit:

Trotzdem bin ich der Meinung das diese Schnecke die beste Waffe gegen Glasrosen ist, vor allem um eine Plage in den Griff zu bekommen. Da ich ja noch im Zuchtbecken über Schnecken verfüge, habe noch mal 6 Schnecken eingesetzt.

fressende Schnecke

Ich möchte euch noch ein paar Tipps geben:

Die Schnecken sollten nur mit der Pipette (große Öffnung) von ein Becken ins andere Becken transportiert  werden.

Niemals direkt auf einer Glasrose absetzen.

Im Aufzuchtbecken keinen Filter verwenden.

Gebt den Schnecken im Aufzuchtbecken eine Versteckmöglichkeit.

Kontrolliert auch euer Filterbecken nach Glasrosen.

Wenn das Riffbecken Glasrosen frei ist, gebt die Schnecken weiter oder Verkauft sie, denn danach wird es schwer sie am Leben zu halten.

 

Bekannt ist die Schnecke vornehmlich unter dem Namen Berghia verrucicornis. Dieser Name hat sich seit bekanntwerden in der Meerwasseraquaristik fest etabliert. Richtig ist aber nach neusten Informationen der Name Aeolidiella stephanieae - Glasrosenfressende Nacktschnecke.

Wenn die Schnecke von Fressfeinden attackiert wird, ist sie in der Lage ihre Zotten abzuwerfen. Diese enthalten das Nesselgift der Glasrosen, und die Fressfeinde merken,dass die Schnecke nicht geniessbar ist.

Die Schnecken werden bis zu 4 cm groß und haben eine Lebenserwartung von ca. 8 bis 12 Monaten. 

Die Schnecken werden weiß, wenn sie länger keine Nahrung finden. Ansonsten haben sie eine sehr schöne graubraune bis hin zu graublauer Färbung, die man am besten nach dem Fressen sieht.

Diese Erfahrungen habe ich über den Zeiraum von 6 Monaten sammeln können und möchte sie mit Euch, auf diesem Weg teilen.

Ich danke allen Mitwirkenden von Korallenriff.de für die Möglichkeit meine Erfahrungen hier mitteilen zu können und Robert Baur für seine Unterstützung.

Carsten Zahn im Februar 2010

 

Anmerkung der Redaktion: Nicht Du hast zu Danken, sondern wir Dir. Es ist nicht immer so, dass Aquarianer so frei Ihre Erfahrungen, die ja zum Teil auch negativ sein können,  übermitteln. Wir finden diese Art des Gedankenaustausches unter Hobbiisten sogar besonders wichtig. Es ist sozusagen das "Salz in der Suppe".

 

 



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carsten_zahn@hanse.net

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Kommentare (10)

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Kommentare Zum Anfang


PulpRider am 01.03.10#1
Auch ich Danke für diesen Artikel, da es bei mir schon eine Plage ist.

Hatte schon über einen Neustart und Riffumbau nachgedacht, da abspritzen nicht geholfen hat und die Garnelen und der Feilenfisch (ja auch das habe ich probiert)ihren Job missachten.

Hielt die Aufzucht der Schnecken für zu zeit-und arbeitsintensiv, schöpfe durch diesen Artikel aber Hoffnung und probiere es doch aus.
Manuela am 01.03.10#2
Herzlichen Dank Carsten. Ein sehr wichtiger Artikel für die Meeresaquaristik! Gruß Manu
buri am 01.03.10#3
einwandfrei! super Artikel!!!
MagicW am 02.03.10#4
Der Artikel ist echt super, auch ich werde mich mal nach den Schnecken umschauen. Wurdemanni, Rostratus und momentan ein Kleinii haben nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Dem Kleinii schmecken aber meine neuen Steinkorallen ;)
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Luckerburni am 04.03.10#5
Hallo
Kann mich deinem Bericht nur anschließen, nachdem ich auch Wurdemanni und den Kleinii ausprobiert hatte bin ich auch auf die Glasrosenfressende Schnecke gekommen, habe dadurch mein Seepferdchenbecken und mein Riffbecken Glasrosenfrei bekommen, ich züchte sie aber auch noch weiter um zu vermeiden das sich nochmal Glasrosen zeigen und ich diese Plage wieder bekomme.
Der Bericht ist echt super geschrieben, jedoch sind meine ältesten Schnecken schon über 1,5 Jahre alt. Die Schnecken sind aber auch schon echt groß.
Mit freundlichen Grüßen Stephan
robertbaur am 07.03.10#6
Besonders interresant finde ich in dem Zusammenhang das z.B. Daniel Knop hier eher dazu rät die Garnelen zu nehmen, anstatt der Schnecke. Eben wegen der spezifischen Art der Ernährung und dem Problem dass sie beim Rückgang der Glasrosen zu leicht verhungern.
Wir selber haben aber mit den Garnelen wie L. wurdemanni, oder L. boggessi noch nie den durchschlagenden Erfolg gehabt. Letztlich weil sie ja genug Futter von oben bekommen. Das funktioniert meist nur wenn noch wenig Fische drin sind und man nichts groß füttert.

Gut für die Anfangsphase....

Schönen Sonntag
Robert

dj-fari am 08.03.10#7
Sehr detailliert beschrieben,ich finde die Bilder
sehr intressant...zum glück ist meine Becken Glasrosen frei,aber immerhin gut zu wiessen....Danke
Mipo am 31.03.10#8
Prima Bericht.Meiner Meinung nach der einzig sichere Glasrosenfesser.Leider gibts dann irgendwann die Probleme mit dem Futternachschub.Ich habe aus diesem Grund bisher immer auf die Schnecken verzichtet.
Wäre doch eigendlich ne Marktlücke.Gefrorene Glasrosen im Blister :)
matrose123 am 02.06.10#9
Super Artikel
Brauche dringend einige Schnecken hat jemand welche
Mfg Matrose
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harryp am 06.06.10#10
Hallo,ich habe auch mit Mitteln aus den Zoogeschäft und mit Zitrone versucht.
Habe wohl eine nicht richtig getroffen, jetzt habe ich eine Plage.Wo bekomme ich diese Schnecke her?

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