Das von dem amerikanischen Hersteller Microbe-Lift als Immuntherapeutikum beworbene TheraP, kann eigentlich wesentlich mehr als lediglich das Immunsystem von Fischen zu stärken bzw. Krankheiten vorzubeugen. Daher habe ich mir mal wieder die Mühe gemacht, dieses Produkt etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
„Eier legende Wollmilchsau“ als biologisches Langzeitpflegeprodukt für Riffaquarien?
von Sudad Ghadaban
Viele begeisterte Aquarianer und Händler kennen die Probleme, die bei neu erworbenen Fischen bzw. bei Importen auftreten können. Die Fische sind auf ihrem Weg von den Ursprungsländern zu uns oft großem Stress ausgesetzt. Angefangen von den Fangstationen, dem Transport bis hin zur Zwischenhälterung beim Großhändler. Dieser Stress schwächt die Tiere im allgemeinen sehr, so dass sie äußerst anfällig gegen Krankheitserreger werden.
Um eine möglichst große Anzahl an Fischen durchzubringen, werden sowohl beim Importeur, als auch beim Groß- bzw. Zwischenhändler häufig Antibiotika eingesetzt, die zwar kurzfristig den Fisch schützen, langfristig aber seine Darmflora und damit sein Immunsystem ernsthaft stören. Die Folgen sind oftmals Fische, die beim Fachhändler und anschließend beim Aquarianer zwar ein gutes Fressverhalten zeigen, dennoch aber innerhalb weniger Wochen abmagern und versterben. Oftmals bringen diese geschwächten Fische noch Krankheiten mit ins heimische Aquarium, die den Altbesatz unter Umständen gefährden können.
Besonders Algen fressende Fische wie Doktoren, Grundeln und Schleimfische sind davon betroffen, für die eine intakte Darmflora zur Verdauung und Verwertung der vegetarischen Kost unabdingbar ist.
Genau hier setzt der Hersteller Microbe-Lift mit seinem Produkt TheraP an.
Dieses Produkt enthält genau diejenigen Bakterien, die sich in der Darmflora der Fische ansiedeln und so das Immunsystem der Fische nachhaltig stimulieren. Es handelt sich hierbei um sog. probiotische Bakterien, welche auch uns Menschen über bestimmte Yoghurtkulturen angeboten werden und im Dünndarm, teilweise auch im Dickdarm, durch quantitative Verdrängung und Produktion von antibakteriellen Stoffen (Bacteriocine) einer Fehlbesiedlung mit Darmkeimen entgegenwirken sollen.
Nicht immer ist der genaue Wirkmechanismus von probiotischen Arzneimitteln bekannt. Jedoch ist bekannt, dass sie zum Teil das Mukosaimmunsystem stimulieren bzw. modulieren, das auch als MALT (mucosa associated lymphatic tissue) bezeichnet wird. Dadurch wird über verschiedene Mechanismen auch die Produktion von sekretorischen Immunglobulinen A, die z. B. ins Darmlumen abgeschieden werden oder auf allen Schleimhäuten sich befinden, stimuliert, was der Immunabwehr zugute kommt. Weiterhin gibt es eine sog. Kolonisationsresistenz, was bedeutet, dass probiotische Bakterien u. a. selbst Antibiotika (Bacteriocine) produzieren (bei den Colibakterien sind es die Colicine, bei Lactococcen z. B. das Nisin), die gegen andere eingedrungene Bakterien wirksam sind.
Somit ist im übertragenen Sinne das TheraP eine Art „Yakult“ bzw. Actimel für Fische. Beim TheraP kommen aber natürlich die für unsere Fische relevanten Bakterien zum Einsatz und diese auch in wesentlich höherer Konzentration als in den zahlreichen Yoghurt-Produkten.
Doch damit nicht genug. Da eine gesunde Wasserqualität ebenfalls hilfreich für die Gesunderhaltung unserer Fische ist, enthält TheraP zusätzlich noch das bereits vielen Aquarianern bekannte Produkt Special Blend. Dieses wiederum verfügt über ein komplettes bakteriologisches Ökosystem, bestehend aus unzähligen nützlichen Bakterien für den Schadstoffabbau. Neben den bekannten Nitrifikations- und Denitrifaktionsbakterien, werden dem Aquarium dadurch auch noch Schwefel- und Nichtschwefel-Purpurbakterien zugeführt, die vor allem giftiges Schwefelwasserstoffgas und diverse Sulfide abbauen können.
Diese verleihen dem TheraP auch seine rötliche Farbe, welche Anwender vom Special Blend bereits kennen.
Damit diese Bakterien lebend in der Flasche gelagert werden können, ist wie schon beim Special Blend, die Innenseite der Flasche mit einem Nährboden beschichtet, den die Bakterien während ihrer Lagerdauer allmählich verzehren. Dadurch können die Bakterien in einem aktiven und lebenden Zustand gehalten werden und müssen nicht erst langwierig aus Sporen im Aquarium heranwachsen.
Der Anteil dieser Schadstoff abbauenden Bakterien ist zugunsten der probiotischen Bakterien im TheraP natürlich geringer als im Special Blend, so dass das TheraP eher zur Langzeitwasserpflege eines Aquariums und als Immuntherapeutikum gedacht ist und das Special Blend eher für den Neustart von Aquarien, bei Beckenumzügen und bei starken Nährstoffproblemen mit eventuellen daraus resultierenden Algenplagen.
Und noch etwas bietet das TheraP dem Riffaquarianer an, wovon der Hersteller vielleicht anfangs selbst nichts wusste. Die im TheraP enthaltenen zahlreichen probiotischen Bakterien dienen nämlich vielen Stein- und Weichkorallen als potentielle Nahrungsquelle, denn es ist hinreichend bekannt, dass viele Korallen sich von sog. Bakterioplankton ernähren.
Dies zeigte sich auch beim anschließenden Praxistest des TheraP in einem voll mit Steinkorallen besetzten Riffaquarium. Vor allem Stylophoren, Poccilloporen und Porites zeigten ein beachtliches Polypenbild nur wenige Minuten nach der ersten Dosierung.
Eigentlicher Grund der Zugabe war die Eingewöhnung eines unter vielen Aquarianern als empfindlich geltender Weißkehldoktorfisches (Acanthurus leucosternon)
Wegen der o.g. Aussagen traute sich ein mir gut bekannter Aquarianerkollege die Anschaffung eines Weiskehldoktors zu. Da ich selbst neugierig war, ob das Produkt die angegebenen Erwartungen erfüllt, setzten wir den Weißkehldoktorfisch zunächst ohne vorherige Dosierung in sein Aquarium 1.000 Liter Riffaquarium (mit Stein- und Weichkorallen) ein.
Zwei Tage später stellten wir fest, dass seine Schleimhaut stark durch Pusteln und Trübungen verändert war und einige Stresspünktchen aufwies, was mir natürlich große Sorgen bereitete. Daher entschied ich, das Produkt TheraP einzusetzen, um es unter diesen Bedingungen zu testen. Die erste Dosierung erfolgte gegen Mittag. Bereits nach ca. 5 Stunden zeigte sich ein überraschend deutlicher Erfolg. Die Schleimhaut des Fisches sah wieder sauber und glatt aus, ohne irgendwelche Pusteln oder Trübungen.
Am darauffolgenden Morgen waren faste keine Symptome, außer leichter Stresspünktchen vorhanden und er zeigte ein gesundes Schwimm- und Fressverhalten. Zwei Tage später waren auch diese Pünktchen verschwunden und sind bis zum heutigen Tage, ca. 14 Monate nicht mehr aufgetaucht. Hervorheben möchte ich noch, dass die gesamte Eingewöhnung des Fisches und auch die anschließende Haltung ohne UV-C-Lampe und/oder Ozon erfolgte. Daher bin ich der Meinung, dass diese Produkt wirklich das hält, was es verspricht.
Auch viele empfindliche Korallen entwickelten sich prächtig während der Anwendungsdauer des TheraP und Fische balzen häufiger, was auch positiv bewertet werden sollte. Ich wende es seitdem regelmäßig nach jedem wöchentlichen Wasserwechsel im eigenen Aquarium an (ca. 20 ml auf 250 Liter).
Viele Züchter berichteten mir ebenfalls Monate später, dass sie durch den Einsatz von TheraP die Verlustraten bei der Garnelen- und Seepferdchenzucht erheblich verringern konnten und das auch azzoxanthelate Korallen teilweise positiv darauf ansprechen.
Mit Microbe-Lift TheraP erhält der Riffaquarianer damit nicht nur ein wirksames Immuntherapeutikum, sondern zugleich ein hervorragendes Korallenfutter und Wasserpflegeprodukt in Einem. Man kann beim TheraP meiner Meinung nach daher schon fast von einer Art „Eier legenden Wollmilchsau“ unter den Bakterienprodukten sprechen.
copyright by Sudad Ghadaban 2011
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