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Muränen, verabscheute Schönheiten

Muränen, verabscheute Schönheiten - Ein Erfahrungsbericht der 17 Jahre andauernden Pflege von Muränen - von Jürgen Tuschick

Muränen, verabscheute Schönheiten
von Jürgen Tuschick

Muränen, schlangenähnliche Räuber der Meere, interessante Pfleglinge, gefährlich oder harmlos, Sagenumrankte Tiere.

Ich finde, Muränen sind schöne und auf ihre Art außergewöhnliche Tiere für ein Meerwasseraquarium. Ich pflegte von 1985 bis 2002 einige Arten in meinem Aquarium. Angefangen hat es mit meinem Fischaquarium in dem immer wieder die Fische an Ichtio und Cryptocarion verstarben. Nach damaligem Stand wurde viel mit Kupfer behandelt und auch die Technik war, nach heutigem Stand eher primitiv.

Da die Verluste irgendwann nicht mehr tragbar waren, hatte ich die Idee es mit Muränen zu versuchen. Die sind gegen die oben genannten Krankheiten immun und so bestellte ich bei meinem damaligen Händler eine Muräne.

Ich bekam eine „Sternchen Muräne“ Echidna nebulosa. Dieses wunderschöne Exemplar wurde in mein damaliges 390 Liter Becken, zusammen mit einem Zebrasoma flavescens und 2 Einsiedlerkrebsen, eingesetzt. Später setzte ich eine Stenopus ein.

Nach einigen Wochen wurde eine Zebramuräne Gymnomurena zebra dazu gesetzt. Beide Tiere schwammen immer wieder im Aquarium herum. Es gab auch keine Kämpfe zwischen den Tieren. 1987 kam noch eine Gymnothorax fibriatus dazu. 1989 wurde ein 720 Liter Becken aufgestellt. Darin schwammen bis 1994 3 Muränen, ein Odonus Niger, Pomacanthus asfur, Zebrasoma flavescens, Cyclichthys spp. und zweitweise. ein Pterois volitans. Andere Fische waren leider nur kurz im Aquarium und werden daher nicht erwähnt.

Trotzdem sind Muränen sehr interessante Tiere, die man recht gut pflegen kann.

Hälterungsbedingungen:
Aquariengröße ab 350 Liter, gute Filterung / ausreichend dimensionierter Abschäumer und das wichtigste, absolut Ausbruchsicher. D.h. ich hatte einen Lampenkasten auf dem Aquarium und später eine 15 cm hohe Umrandung aufgesetzt. Dann wurden alle Öffnungen für Kabel und Schläuche / Rohre mit Schaumstoff oder Watte abgedichtet. Diese Maßnahmen wurden aber erst nach ihrem 1. Ausbruch (sie hat sich zwischen Kabel und Schlauch durchgezwängt) durchgeführt.

Trotzdem hatten es später noch 2 Muränen (eine Babymuräne von ca. 15 cm) geschafft, aus dem Becken zu entkommen (Tod).
Zum fressen kommen sie immer, es sind schließlich Räuber, aber auch eine mehrwöchige Fastenkur (6 Wochen Futterverweigerung) ist normal.
Durch die dicke Schleimschicht sind sie unempfindlich gegen Parasiten und nicht krankheitsanfällig. Sie zwängen sich aber auch durch alle möglichen Spalten und die Gefahr von umgeworfenen Steinen besteht immer.


Unterscheidungsmerkmale:
Unterscheidungsmerkmale sind die Kopfform und die Zähne.

Die Gymnomurena zebra (eigene Gattung) hat nur Zahnplatten (man kann eigentlich keine Zähne unterscheiden). Die Kopfform ist rundlich und stumpf. Echidna-Arten haben nur kurze, stumpfe, kleine Zähne und sind wie die Zebra, auf hartschalige Nahrung spezialisiert. Auch hier ist die Kopfform eher rund.

Gymnothorax-Arten sind die eigentlichen Räuber.
Ihre Kopfform ist spitz und der Körper gedrungener (allgemein). Im Maul sind viele kleine und in der Mitte größere spitze Fangzähne. Da Muränen fast immer das Maul geöffnet haben, sind die Zähne und damit das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zu gut zu sehen. Auch sind sie meistens aggressiver als andere Arten.

Die Sternchenmuräne Echidna nebulosa ist ein sehr gut zu pflegendes Tier, die auch längere Zeit ohne Nahrung auskommt.

Meine wollte ca. 6 Wochen nichts fressen obwohl ihr immer ausreichen Futter angeboten wurde und die anderen Fische / Muräne fraßen.

Auch 2 Ausbrüche überlebte sie eigentlich sehr gut. Beim 1. lag sie ca. 5-6 Stunden unter dem Becken, die Schleimhaut war schon angetrocknet und ein großer Fleck auf der Seite war ohne Zeichnung. Nach dem Zurücksetzen ins Becken schwamm sie ziemlich unkontrolliert umher, erholte sich aber nach ein paar Tagen. Der farblose Fleck brauchte ca. 1 Jahr um die Zeichnung wieder herzustellen.

Sie wurde nach 5 Jahren von einem Rotfeuerfisch erlegt. Dieser stach sie in die Seite, das das Fleisch bis auf die Knochen aufplatzte und sie nach 2 Tagen starb. Das gleiche geschah mit einer Gymnothorax fibriatus. In diesen 6 Jahren verging sich die Sternchen nicht ein einziges Mal an der Stenopus und den Einsiedler Krebsen.

Die Zebramuräne Gymnomurena zebra war auch ein sehr friedliches Tier und fraß nur Miesmuscheln und Sandgarnelen.


M.E. ist die Gymnomurena zebra eine eigenständige Unterart, da sie ein eher behäbiges Verhalten zeigt. Auch hat sie keine Zähne wie andere Muränen, speziell die Echidna Arten, sondern nur Knochenplatten zum knacken von Schalen. Trotzdem konnte ich die Beobachtung machen, dass sie kleine, neu eingesetzte Muränen attackierte und biss. Die Neuen starben dann, wahrscheinlich an Quetschungen.

Beide Tiere fraßen am liebsten Miesmuscheln (bis zu 8 Stück!!)
Lebendfutter (in Form von Guppies und Black Mollies) wurde nicht beachtet

Gymnothorax-Arten sind die aggressiveren Räuber unter den Muränen.

Die von mir gepflegte Gym. fibriatus zeigte das typische Jagdverhalten bei kleinen, länglichen Fischen (Lippfische, Barschartige), Scheibenförmige Arten wie Zebrasoma flavescens, Pomacanthus asfur, Odonus niger wurden nie als Beute angesehen. Aber eine dazu gesetzte Gym. Spp. (wahrscheinlich Muraena helena), die ca. 25 cm lang war, wurde sofort gefressen! Auch diese Muräne wurde ein Opfer des Rotfeuers.

Eine andere Gym. spp. war so aggressiv, das sie in der ersten Nacht einen Pseudobalistes fuscus verspeiste und meine Hand, die im Aquarium hantierte, angriff und beißen wollte. Sie wurde sofort wieder raus gefangen und an den Händler zurückgegeben.

Es gibt noch 2 besondere Arten, die auch in einem Riffaquarium sehr gut haltbar sind.

Es sind die Nasenmuräne Rhinomuraena quaesita und die Geistermuräne Lycodontis phasmatodes / uropterygius concolor. Diese zwei (m.E. nach Artverwandt) fallen durch ihren sehr schlanken und langen Körper auf.

Hier noch ein Erfahrungsbericht über Rhinomuraena quaesita.

Einzug meiner Nasenmuräne 23.09.1997, blaues, männliches?, Exemplar, ca. 80-90 cm Lang. Das Tier wurde aus einem anderen Aquarium übernommen.

Futter: Sie fraß bei mir hauptsächlich Stinte, manchmal auch Sandgarnelen oder Muscheln.
Fütterung fast jeden Abend, 1 – 2-mal die Woche war Fastentag.
Beim Futter hinstellen (zum auftauen) kommt sie schon neugierig aus ihrer Höhle. Das Futter wird mit einer Eheim Zange gereicht.

Beobachtung: Muränen fressen nicht jeden Tag, manchmal zeigen sie auch kein Interesse an dem angebotenen Futter, sogar über mehrere Tage war sie nicht zum Fressen zu bewegen. Auch lässt sie sich ihre Beute von anderen Fischen abnehmen. Der dargereichte Stint wird von meinem Paracanthurus hepatus vor ihrer Nase gefressen. Auch zwei Aalgrundeln (ca. 25 cm) fraßen ihre Portionen weg. Dies alles ohne Gegenwehr !

Verhalten: Sehr friedliches Verhalten gegenüber den kleinen Fischen und Garnelen. Sie zeigte kein einziges Mal an dem Putzer Lippfisch Labroides dimidiatus, den Sinchiropus picturatus (LSD) und dem Macrpharryngodon bipartitus (zweigeteilter Lippfisch) Interesse. Das LSD-Weibchen und der Macrop. bipartus waren irgendwann nicht mehr vorhanden, aber ich bezweifle doch die Muräne als Täter.

Der Lippfisch war sogar kleiner als mancher Stint und schwamm frech vor ihrer Höhle, aber sie versuchte nie auf Beutefang zu gehen. Auch das typische Ausbrechen konnte ich nicht beobachten, wogegen 2 Lippfische im Filterbecken auftauchten.

Umfärbung/Geschlechtsumwandlung:
Nach über 4 Jahren Pflege veränderte sich die Farbe von gleichmäßigem Blau mit gelber Rückenflosse in ein mattes blau mit viel gelb darin. Dieses umfärben dauert aber schon 3 Jahre, deshalb stellt sich mir die Frage wie lange die Umfärbung in der Natur dauert?
Sie verstarb im Dezember 2002 im geschätzten Alter von 10 Jahren

Fazit:

Nach Erfahrungsaustausch mit einem anderer Aquarianer, der auch eine Nasenmuräne pflegt, komme ich zu der Erkenntnis, das die Muränen obwohl der gleichen Art angehörig, doch in jedem Aquarium ein anderes Verhalten zeigen. Er berichtet mir auch von Angriffen auf Wimpelfische und auch die Flucht durch die kurzzeitig geöffnete Glasscheibe sowie mehrmaliges verschwinden im Innenfilter. Auch frisst sie nur Sandgarnelen, die sie selbst erbeutet und nichts von der Pinzette.

Einen weiteren Erfahrungsbericht über die „Geistermuräne“ Lycodontis phasmatodes / Uropterygius concolor finden Sie auf der Homepage des VDM unter der URL: http://www.v-d-meerwasseraquarianer.de/, natürlich nebst anderen Berichten und weiteren Infos.

Mit salzigen Grüssen

Jürgen Tuschick


Copyright Bilder und Text, by Jürgen Tuschick für www.korallenriff.de - März 2004
Ein Hinweiss in eigener Sache: Wer ist so nett und stellt Jürgen Tuschick und auch uns weitere Muränenfotos zur Verfügung ? Falls jemand welche hat, bitte melden.. Danke



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Autor

robertbaur

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