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Anglerfische - mehr als nur ein Licht im Dunkeln

Einen Anglerfisch zu halten erfordert viel Erfahrung, Feingefühl, Geduld und Zeit. Verena Wilms entführt uns mit diesem Gastartikel in die Welt der Anglerfische, eine Fischgruppe, die eher eine Randerscheinung in der Meerwasseraquaristik sein dürfte.

Anglerfische - mehr als nur ein Licht im Dunkeln

Wer kennt ihn nicht? Den Seeteufel, der in der Dunkelheit der Tiefsee lebt und jeden Menschen bei genauerem Hinsehen erschauern lässt. Man gut, dass er im Dunkeln lebt, denken da viele. Lockt er doch seine Beute nicht durch sein unwiderstehliches Äußeres, sondern durch seine kleine leuchtende Angel an. Das zahnbewehrte Maul weit geöffnet, dient dieser fühlerartige Auswuchs am Kopf des Seeteufels mit einem Leuchtorgan am Ende als Köder. Wie das Licht die Mücken anzieht, so zieht sein Licht seine Beute an.

Lophius piscatorius (c) Anne Frijsinger & Mat Vestjens, Holland


Ein unachtsamer Moment und das letzte Stündlein des Beutetiers hat geschlagen. Der Magen des Tiefsee-Seeteufels ist so dehnbar, dass er sogar Beute verschlingen könnte, die doppelt so groß ist wie er. Der Tiefsee-Seeteufel gehört zu den sogenannten Anglerfischen und lebt in der Tiefe der Ozeane. Erst vor 4Jahren konnte ein weibliches Exemplar tatsächlich das erste Mal in seinem natürlichen Lebensraum gefilmt werden. Alles, was man sonst weiß, konnte durch Totfänge und morphologische Untersuchungen festgestellt werden. Aus diesem Grunde sind Tiefsee-Seeteufel auch noch weitestgehend unerforscht. Und die Rocky Horror Picture Show der Tiefsee beherbergt mehr als nur eine Art der Tiefsee-Anglerfische. Tiefseeangler, wie sie auch genannt werden, sind eine Unterordnung der Tiefseefische und kommen in allen Weltmeeren unterhalb von 300 Metern Tiefe vor.

Tiefseeangler setzen sich aus elf verschiedenen Familien zusammen und werden zur Ordnung der Armflosser gezählt. Im Gegensatz zu allen anderen Armflossern, zu deren Gattung auch alle anderen Anglerfische gehören, leben die Tiefseeangler pelagisch und nicht wie die übrigen den Meeresboden bewohnend. Im Meer wird als Pelagial die küstenferne Hochsee, sprich das offene Meer bezeichnet. In den Tiefen der Meere sind die Tiefseeangler die Hauptcarnivoren und sind somit einer der wichtigsten Bestandteile diese empfindlichen Ökosystems.
Mit ihren plumpen Körpern, einer Haut aus Stacheln oder Papillen, aufgedunsen und unförmig wirkend, gewinnt zwar keiner von ihnen Miss Germany’s Next Topmodell, aber untereinander finden sie sich teilweise so anziehend, dass bei ein paar wenigen Gattungen die Haut und Blutkreislauf der Partner zusammenwachsen. Die kleineren Männchen leben dann fortan mit den wesentliche größeren Weibchen fest verbunden zusammen.

Und mit wesentlich größer ist sechzig Mal größer gemeint. Das Männchen ist gegenüber dem Weibchen ein Zwerg. Das dauerhafte Anwachsen erfolgt durch den Kiefer des Männchens an die Haut des Weibchens. Bei einigen Arten ist es derart bizarr, dass die Haut des Weibchens in das Maul des Männchens wächst und somit den gesamten Schlund auskleidet. Sie sind von da an völlig unfähig sich selbst zu ernähren und werden durch den Blutkreislauf des Weibchens miternährt. Sie laichen mit dem Weibchen und sterben dann auch gemeinsam.


Gegenwärtig gehören zu den Anglerfischen ca. 50 Arten.

Allesamt unförmige, kleine und gut getarnte Knochenfische, die sich perfekt an ihre Umgebung anpassen können. Als Armflosser, scheint es als ob sie auf ihren Flossen über den Meeresboden laufen würden. Manchesmal ähnelt ihre Fortbewegung einem kleinen Galopp, wenn sie ihre beiden Brustflossen gleichzeitig vor und zurück bewegen. Nach kurzer Strecke geht Ihnen allerdings die Puste aus. Ausdauersportler sind Anglerfische nicht. Und eins haben sie alle gemeinsam: sie bestechen durch ihre inneren Werte. Das Biest unter den Fischen hat bizarre Formen und Farben. Im Gegensatz zu den Tiefseeanglern leben die übrigen Anglerfische im flachen Wasser tropischer und subtropischer Meere. Sie sind standorttreu und warten geduldig und still am Meeresgrund auf ihre Beute. Wenn sich Anglerfische im freien Wasser bewegen, dann nutzen Sie ihren Düsenantrieb. Dafür pressen sie das mit dem Maul aufgenommene Atemwasser stoßartig im Rythmus der Atmung aus den weit hinten liegenden engen Kiemenöffnungen aus. Besonders die Youngsters unter den Anglerfischen lieben diese Art der Fortbewegung.

Antennarius maculatus, Philippinen, Henning Wiese

Antennarius maculatus, Philippinen, Henning Wiese

Antennarius multiocellatus, Philippinen,Henning Wiese

Antennarius commerson, Henning Wiese

Antennarius commerson, Henning Wiese

Anglerfische fressen alles. Auch Artgenossen. Mit ihrer “Angel”, die am Ende die Form eines Wurms hat, locken sie die Beute an, wie die Möhre den Esel. Ist die Beute nah genug, dann geschieht der Beutefang durch plötzliches Aufreißen des Mauls. Die Garnele, Fisch oder der Artgenosse werden mit dem Volumen des Wassers in das Maul gerissen, weil sich das um das Sechsfache vergrößert und niemand diesem Sog entkommt, der nah genug dran ist. Mit den Tiefseeanglern haben sie gemeinsam, dass sie Beute verschlingen können, die größer ist als sie selbst. Und auch das Gift von Flossenstacheln gefürchteter anderer Fische, scheint ihnen nichts auszumachen. Besonders ist auch die Schnelligkeit mit der sie das Maul aufreißen, da es biologisch in der Zeit für keinen Muskel möglich ist, derart blitzschnell zu reagieren. Es dauert nur sechs Millisekunden. Eine Zeitspanne, in der sich ein Muskel physiognomisch gar nicht zusammenziehen kann. Man vermutet einen bisher unbekannten biomechnischen Vorgang dahinter.

Ebenso wie die Verschmelzung der Tiefseeangler, ist das ein weiterhin sehr spannender Forschungsbereich, der sicher viel Aufschluss im Bereich der Biomechanik geben könnte. Wüsste man, wie sie es machen. Manchmal ist es aber auch besser, wenn Menschen nicht alles wissen und die Natur einige Ihrer Geheimnisse zu ihrem Schutz für sich behalten kann. Anglerfische sind auf ihre Art wunderschöne und besondere Meeresbewohner, die man bislang kaum erfolgreich in Meeresaquarien halten konnte. Natürlich ist es der Wunsch vieler Meeresquaristikfans, weil es faszinierende Wesen sind. Verständlich. Aufgrund ihres doch sehr einnehmenden Wesens, alles und jeden für Beute zu halten, sollte man sie besser einzeln halten. Korallenfische und Garnelen kämen einem all-you-can-Eat- Buffett gleich, das jeder Anglerfisch dankend annehmen würde. Wenn er nicht von vornherein jegliches Futter verweigert.

Es gibt unter den Anglerfischen auch etwas dünnhäutige Genossen, was das Futter in Gefangenschaft angeht. Sie mit ähnlich großen Artgenossen zu vergesellschaften ist möglich, aber man sollte bedenken, dass Kannibalismus unter Anglerfischen sehr verbreitet ist. Und sie mit anderen Spezies, die größer sind als sie, als Wohngemeinschaft leben zu lassen - dafür gibt es keine Garantie, ob das langfristig gut geht.

Kleinere Anglerfische lassen sich schon in einem 100Liter-Becken sehr gut pflegen. Diese geringe Größe des Aquariums benötigt vor allem eine effiziente Filterung und Abschäumung. Ganz wichtig hierbei ist der häufige Teilwasserwechsel, weil es besonders nach der Fütterung zu Belastungsspitzen kommen kann. Dafür braucht ein Anglerfisch kein Schöner-Wohnen in seinem Becken. Ihm reichen Lebendgestein, auf dem er den besten Halt findet.

Durch die große Euphorie, einen Anglerfisch zu besitzen, übertreiben es viele mit dem füttern. Dann werden diese einzigartigen Tiere einfach nur fett. Einmal die Woche ist ausreichend und die meisten sind sogar in der Lage sich an Ersatzkost wie Stint oder Fischfilet anzupassen. Grundsätzlich haben Anglerfische einen sehr gesegneten bis unstillbaren Appetit. Minderwertiges Futter oder die Reste kranker Tiere sollte man ihnen jedoch nicht geben, da die Gefahr der Ansteckung sehr hoch ist. Auch Muscheln, die oftmals toxisch belastet sind, stehen im Verdacht für Todesfälle unter den Tieren verantwortlich zu sein.

Die Tiere haben einen langsamen Stoffwechsel, der für ihre Zwecke sehr effektiv ist. Bei Zuviel Futter können jedoch Gase entstehen. Um es kurz zu fassen: ein Anglerfisch kann davon Blähungen bekommen, die jedoch im Leibe des Fisches verbleiben und ihn somit an die Wasseroberfläche treiben lasse, wo er elendlich verendet. Einen Anglerfisch zu halten erfordert viel Erfahrung, Feingefühl, Geduld und Zeit.

Kurzum und realistisch betrachtet, überleben die meisten das erste Jahr nämlich sonst leider nicht und die Haltung dieser besonderen Exemplare ist somit auf eine sehr kurzes Vergnügen begrenzt.

Belassen wir die Anglerfische als verantwortungsvolle Aquarianer, doch besser in der freien Natur, in der sie ihrer Aufgabe als Räuber standesgemäss nachkommen können, anstatt sie in Einzelhaft halten zu müssen. Denn auch ein Anglerfisch schwingt sein Ding doch lieber bei vielversprechender Beute, statt bei Aas.

Gerne empfehle ich Ihnen nun noch einen weiterführenden Link zum Thema  Anglerfische, der deutlich mehr in die Tiefe geht. Dort bietet Teresa Zuberbühler einen kostenfreien Download  zu Anglerfischen an.

Ein Gastbeitrag von Verena Wilms

weitere Links zum Thema:

https://de.wikipedia.org/wiki/Tiefsee-Anglerfische

https://de.wikipedia.org/wiki/Anglerfische






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robertbaur

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